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Cybersex über Live Cam: So gut wie echter Sex?

19.06.2011
Cybersex über Live Cam: So gut wie echter Sex?

Der Begriff Cybersex ist ein Lehnwort aus dem Englischen, das seit Beginn der 1990er Jahre verwendet wird. In deutschen Wörterbüchern wird der Begriff seit 1995 gelistet. Üblicherweise wird Cybersex im Chatjargon mit „CS“ oder „C6“ abgekürzt. Beim zusätzlichen Einsatz einer Webcam wird auch von „Camsex“ gesprochen; verwenden in einem Chat oder ähnlichem beide Partner eine Kamera, um sich beispielsweise gegenseitig beim Masturbieren zu beobachten, kann die Bezeichnung „Cam-to-Cam“ oder „Cam2Cam“ vorkommen.

Geschichte und Entwicklung

Zu Beginn der 1990er wurde Cybersex meist mit der Anbahnung erotischer oder sexueller Kontakte oder Onlinedating über E-Mails gleichgesetzt, andere gebräuchliche Formen waren die zunehmende Verfügbarkeit von diversen Speichermedien mit pornographischen Bildern oder erotischen Computerspielen wie beispielsweise virtuellem Strippoker. Mit der Verbreitung des Internets entstanden unzählige sowohl kostenlose wie auch kostenpflichtige Webseiten mit erotischen oder pornografischen Inhalten. Der Konsum solcher Seiten dient dabei überwiegend der persönlichen sexuellen Stimulation, wobei der Internet-Nutzer während des Konsums der Bilder seine sexuellen Fantasien ausleben kann. In Chatrooms hingegen steht vor allem der anonyme Austausch sexueller Fantasien im Mittelpunkt, der allen Beteiligten die Möglichkeit gibt, die wechselseitigen Fantasien zu artikulieren und sexuelle Vorstellungen verbalerotisch auszutauschen. Für spezielle Interessensgruppen, beispielsweise Fetischisten, Homosexuelle oder Swinger, entstanden dabei spezielle Chatrooms, die im Lauf der Jahre auch zusätzliche Angebote wie Informationen, Stammtische oder Foren entwickelten.

Mit der Entstehung von 3D-basierten Chats oder Online-Rollenspielen wie den MMORPGs oder Second Life entstand die Möglichkeit, die sexuellen Fantasien nicht nur verbal auszudrücken, sondern diese mit den jeweiligen Avatar entsprechende Handlungen andeuten zu lassen. Dabei existieren sowohl Umfelder, in denen Cybersex ausdrücklich angestrebt wird, während es sich in anderen Rollenspielen um eine Randerscheinung handelt. Eine Schnittstelle zwischen dem rein virtuellen Sex und dem sexuellen Erleben in der Realität sollen Datenhelme, -handschuhe und Ganzkörperanzüge bieten, deren Entwicklung aber noch in den Anfängen steckt. Daneben werden auch andere Hilfsmittel angeboten, beispielsweise über USB an den Computer anschließbare und steuerbare Vibratoren. Diese Entwickelung setzt sich mittlerweile auch kommerziell fort, insbesondere der steuerbare Dildo und die Webcam werden von vielen Portalen im Internet monetarisiert.

Motivation

Neben der von der Einzelperson konsumierten pornographischen Darstellung zur sexuellen Stimulation oder zur Anregung der Fantasie bei der Masturbation lassen sich beim Cybersex zwischen zwei oder mehreren Personen neben der reinen Stimulation weitere Motive feststellen. Kornelius Roth listet dabei sechs grundlegende Faktoren auf, die den virtuellen Sex attraktiv machen: Er ist leicht verfügbar, sicher, anonym, geheim, nicht sehr teuer und normalisiert die eigene Sexualität. Daneben machen weitere Faktoren wie die beinahe unendliche Verfügbarkeit neuer Sexualpartner und sexueller Reize den virtuellen Sex attraktiv. Als einen der Aspekte virtuellen Sexes wird dabei von der Medienpsychologin und Kommunikationsforscherin Nicola Döring, die „Verbalisierung sexuellen Begehrens“ genannt. In der Anonymität des Chats hat der Einzelne die Möglichkeit, sein alltägliches Leben zu verlassen und sich eine virtuelle Persönlichkeit aufzubauen, die mit seiner realen Existenz nicht übereinstimmt und diese in manchen Fällen auch vergessen lässt. Mit dieser künstlichen Identität können Erfahrungswelten zugänglich gemacht werden, die in der Realität verschlossen bleiben, beispielsweise kann ein Mann sich in seiner sexuellen Fantasie als Frau darstellen, ein Tier spielen oder sich deutlich älter oder jünger verhalten.

Ein weiterer Aspekt des Cybersexs ist die durch das Fehlen des physischen Kontaktes gewahrte Sicherheit und die auch bei extremen Fantasien erhaltene körperliche Unversehrtheit des Einzelnen. So sind beispielsweise auch bei häufig wechselnden Sexpartner die Infektion mit sexuell übertragbarer Krankheiten oder eine ungewollte Schwangerschaft ausgeschlossen, ebenso wird Schmerz nicht tatsächlich empfunden. Gesellschaftlich verpönte oder gesetzlich verbotene Sexualpraktiken wie beispielsweise Koprophagie oder Inzest können virtuell ausgelebt werden...

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14.12.2011